Drupal Backstage: Die KI in Drupal spricht jetzt Deutsch – Ein Jahresrückblick 2025

5 Dezember 2025
Lesedauer des Inhalts
8 Minuten
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Keyfacts & Takeaways

Bevor wir in die Details gehen, hier das Wichtigste auf einen Blick:

  • KI statt AI: Das Übersetzungsteam setzt in der deutschen Drupal-Lokalisierung konsequent auf den Begriff "KI", um eine klare und verständliche Nomenklatur zu schaffen.
  • Neue Power-Tools: Erweiterungen wie Metatag AI, CKEditor AI Agent und automatische Alt-Texte sparen massiv Zeit und verbessern Barrierefreiheit sowie SEO.
  • Mensch & Maschine: Übersetzer nutzen DeepL-Workflows für Geschwindigkeit, aber der menschliche Reviewer bleibt unverzichtbar für die technische Korrektheit.
  • Zukunftsmusik 2026: Mit "Drupal Canvas" (ehemals Experience Builder) und Drupal CMS 2.0 hält eine React-basierte, intuitive User Experience Einzug, die den Einstieg deutlich erleichtert.

Einleitung: 2025 – Das Jahr, in dem die KI in Drupal Deutsch lernte

Hallo Drupalheld,

das Jahr 2025 neigt sich dem Ende zu. Anfang Dezember, kurz vor Nikolaus, kündigt sich die kalte Jahreszeit an, auch wenn der Schnee noch auf sich warten lässt. Es ist die perfekte Zeit für einen tiefgehenden Jahresrückblick, der die bedeutenden Fortschritte im Drupal CMS – insbesondere in der deutschen Lokalisierung – beleuchtet.

Starshot Initiative: Warum Lokalisierung jetzt noch wichtiger ist als je zuvor

Dank der wegweisenden Starshot Initiative hatten wir im Team der deutschen Übersetzung von Drupal richtig viel zu tun. Vor allem mit all den Modulen, die KI in Drupal integrieren. Der Fokus lag dabei besonders auf der Integration und Benennung der Künstlichen Intelligenz (KI). Als Maintainer der deutschen Übersetzung ist es mir ein wichtiges Anliegen, konsequent das Kürzel KI statt des englischen AI zu verwenden.

In einer Ära, in der hochentwickelte Tools wie ChatGPT und Google Gemini Texte blitzschnell ins Deutsche übertragen – wenn auch nicht immer mit den adäquaten Fachbegriffen –, ist es nicht mehr tragbar, englische Begriffe als unveränderliche Fachtermini zu akzeptieren. Es sollte immer noch einen Unterschied in der Qualität zwischen der KI und einem menschlichen Übersetzer geben. Dieser Unterschied kann sich nur darin zeigen, dass wir die richtigen Kürzel und Wörter in unserer Muttersprache verwenden, wann immer das möglich ist. Wir dürfen nicht mehr aus blanker Gewohnheit englischsprachige Begriffe stehen lassen, wenn es auch anders ginge, weil uns sonst ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal gegenüber der KI fehlt.

Apropos: Die Integration dieser Technologie hat nicht nur die Entwickler der Drupal-Community dieses Jahr auf Trab gehalten, sondern vor allem uns Übersetzer.

KI-Integration: Mehr als nur Hype im Backend

Das kleine, aber hoch engagierte Team, das die Benutzeroberfläche des CMS ins Deutsche übersetzt, hat die notwendige Flexibilität, um grundlegende Terminologie-Entscheidungen schnell zu treffen und konsistent umzusetzen. Dies ist von entscheidender Bedeutung. Der Grund dafür ist einfach: Die Entwicklerinnen und Entwickler innerhalb der Drupal-Community liefern jetzt noch schneller neue Original-Zeichenfolgen – in einer Quantität, die wir Übersetzer in nun noch kürzerer Zeit bewältigen müssen, wenn Endbenutzer eine gut übersetzte deutsche Benutzeroberfläche in einem Software-Produkt wie Drupal erwarten. Diese Erwartung zu haben, ist das gute Recht eines jeden Endnutzers.

Allerdings hat, um das Beispiel KI statt AI noch einmal aufzugreifen, allein das zentrale Core-Modul für die KI-Funktionalität in Drupal 2.210 Zeichenfolgen, von denen 368 das Kürzel KI beinhalten.

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Je früher wir Übersetzer uns also auf die Begriffe und Kürzel festlegen, die wir für neue Technologien in unserer Muttersprache verwenden, desto schneller können wir mit unserer Arbeit beginnen und die Qualität und Konsistenz sicherstellen. Was die Module zur Integration von KI-Funktionen angeht, ist uns das in 2025 in zauberhafter Weise gelungen.

Die KI-Funktionalität beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Hauptmodul des KI-Systems in Drupal AI (Artificial Intelligence), sie wird erst durch die zahlreichen Erweiterungsmodule so richtig interessant. Diese Module bieten Entwicklern und Content-Managern neue Möglichkeiten. Hier sind einige Beispiele für Content-Entwickler und Redakteure:

  • Optimierung von Meta-Tags: Automatische Generierung und Anpassung von SEO-relevanten Meta-Daten. 👉 Drupal Metatag AI
  • Content-Vorschläge direkt im Editor: Ja, sogar das Erstellen ganzer Inhaltsvorschläge funktioniert mittlerweile allein durch die Eingabe einer einfachen Fragestellung direkt in CKEditor 5. 👉 CKEditor AI Agent
  • Automatische Alt-Texte: Hierbei geht es nicht nur um intelligente Unterstützung, sondern auf Wunsch um die vollautomatische Erstellung der Alt-Texte für Bilder. Das ist der eigentliche Game-Changer, der beim Hochladen und der korrekten Auszeichnung von Bildern in Drupal massiv Zeit spart und gleichzeitig für eine deutlich verbesserte Barrierefreiheit sorgt. 👉 AI Image Alt Text

All diese Funktionen sind hochgradig konfigurierbar und bieten unzählige Erweiterungsmöglichkeiten durch offene Schnittstellen zu führenden KI-Diensten wie Gemini, ChatGPT, DeepL und vielen weiteren. Jedem sollte an dieser Stelle klar sein, dass alles, was Administratoren, Content-Ersteller und Redakteure, nicht nur im Bezug Auf KI, sondern im Allgemeinen, in der Benutzerpberfläche konfigurieren und Einstellen können auch übersetzt sein muss, damit die Arbeit mit dem System Spaß macht und jeder Versteht, was er tut, wenn er diese oder jene Einstellung ändert. 

An dieser Stelle möchte ich den vielen freiwilligen Helfern, die täglich dafür sorgen, dass wirklich jeder, egal ob er des Englischen mächtig ist oder nicht, den einfachen Einstieg in Drupal CMS und Drupal Core finden kann. Ihr habt alle großartige Arbeit geleistet. Herzlichen Dank.

Aus dem Maschinenraum: Unser DeepL-Hack für Drupal

Wir predigen nicht nur KI, wir leben sie auch. Um die riesigen Textmengen auf dem Übersetzungsserver zu bewältigen, setzen einige von uns im Team auf DeepL Pro in Kombination mit einem cleveren Workflow. Das Ziel: Maximale Geschwindigkeit bei hoher sprachlicher Qualität.

Der Workflow ist simpel, aber extrem effektiv. Wir öffnen ein Modul, lassen uns 50 Strings anzeigen, filtern auf "unübersetzt" und nutzen dann einen kleinen Hack über die Browser-Konsole.

Der "Magic Button"-Code: Mit diesem kleinen JavaScript-Snippet kopieren wir alle Original-Texte sofort in die Übersetzungsfelder:

var divs = document.querySelectorAll('.edit');
for (i = 0; i < divs.length; ++i) {
 divs[i].click();
};

Dank der DeepL-Browsererweiterung können wir dann für jeden String per Klick einen Übersetzungsvorschlag generieren. Der Vorteil? Wir sparen uns das manuelle Abtippen, die Vorschläge sind frei von Tippfehlern und glänzen mit korrekter Kommasetzung.

Warum der Mensch unverzichtbar bleibt

Trotz dieses Turbos ist der menschliche Reviewer nicht wegzudenken. Die KI ist hilfreich, aber manchmal übereifrig:

  • Platzhalter: Die KI übersetzt gerne technische Platzhalter, die zwingend Englisch bleiben müssen.
  • HTML-Attribute: DeepL verändert manchmal Anführungszeichen (z.B. in <a href="">), was beim Import der Übersetzung dazu führen kann, dass der String von Drupal abgelehnt wird.

Dank unserer Reviewer, die diese Fehler abfangen, konnten wir diese Technologie seit Drupal 9 erfolgreich nutzen, um Prestigeprojekte wie den Drupal Core zu 100 % zu übersetzen – nur eben deutlich schneller als früher.

Content-Revolution: CKEditor trifft generative KI

Die Drupal-Community ruht sich auf diesen Erfolgen nicht aus. Es gleicht fast einem Wunder, wie nahtlos sich die KI in den Redaktionsalltag integriert hat. Im beliebten CKEditor können Redakteure nun Inhaltsentwürfe erstellen, ausbauen und umschreiben lassen, um die gewünschte Zielgruppe präzise und wirkungsvoll anzusprechen.

Parallel zum Hype um generativ erstellte Texte, Übersetzungen, Bilder, Videos und Podcasts arbeitet die Community mit Hochdruck auf die Veröffentlichung von Drupal CMS 2.0 hin, die für Anfang 2026 geplant ist.

Drupal Canvas: Der "Wix-Killer" für Open Source?

Die größte architektonische Neuerung in Drupal CMS 2.0 ist die Integration des ehemaligen "Experience Builders", der aus markenrechtlichen Gründen (Stichwort: Salesforce) in "Drupal Canvas" umbenannt wurde. Diese Komponente verspricht eine revolutionäre User Experience.

Die Umstellung ist auch für uns im Team der deutschen Übersetzer eine große Herausforderung. Ziel ist es, ein Enterprise-Grade CMS so zugänglich wie möglich zu gestalten, damit Projekte ohne tiefgreifende Programmierkenntnisse umgesetzt werden können.

Unter der Haube: React, Core und die neue Offenheit

Drupal Canvas markiert einen signifikanten technologischen Bruch: Es basiert auf React, einem modernen Frontend-Framework, das bisher meist nur im Headless-Bereich eingesetzt wurde. Jetzt wandert diese Technologie aber direkt in den Standard-Download von Drupal für Endanwender. Dies öffnet Drupal für Entwickler weit außerhalb des traditionellen Ökosystems.

Persönlich freue ich mich riesig darauf: Endlich bekommen wir den Bedienkomfort von Wix oder Webflow, behalten aber die volle Kontrolle über unsere eigene Serverstruktur. Damit verhindern wir den Lock-in in teure Abo-Modelle, deren Preise wir nicht beeinflussen können – genau das ist echte Open-Source-Freiheit.

Die vollständige Lokalisierbarkeit der neuen UI ist jedoch noch ein Prozess, der sich erst mit der finalen Integration in Drupal CMS 2.0 vollständig zeigen wird.

Baustelle Übersetzung: Warum wir noch nicht fertig sind

Obwohl Drupal Canvas heute seine erste vollständige Release erfahren hat, für deren Benutzeroberfläche bereits 651 Übersetzungszeichenfolgen ins Deutsche erstellt wurden, ist ein Großteil der Oberfläche bedauerlicherweise noch in Englisch. Wann und ob sich dass überhaupt ändert, ist aktuell noch unklar. Dies verdeutlicht die Limitierung der Übersetzer, die eng an den Entwicklungsfortschritt der Programmierer gebunden sind. Auch im Bereich der Recieps, der neuen Vorkonfigurationen für Features bleibt noch jede Menge zu tun, wenn das yaml-Tag !translate endlich final implementiert ist und von den Entwicklern konsequent verwendet wird. 

Dennoch ist die Lokalisierung für eine optimale Benutzererfahrung unerlässlich. Nur wer eine Software wie Drupal ganzheitlich und intuitiv versteht, ohne unnötige kognitive Hürden überwinden zu müssen, wird sie langfristig gerne nutzen.

Ausblick 2026: Senkung der Lernkurve

Unsere Mission, sowohl hier auf drupal-tv.de, als auch im Bereich der Lokalisierung von Drupal bleibt für 2026 deshalb unverändert: Wir setzen uns dafür ein, die steile Lernkurve, die man Drupal immer wieder nachsagt, signifikant zu senken. Durch die konsequente deutsche Übersetzung der Benutzeroberfläche stellen wir sicher, dass insbesondere Neueinsteiger und Wiederkehrer schnell und erfolgreich in Drupal Fuß fassen.

Auch wenn Englisch spätestens bei der Entwicklung von Themes und Modulen wieder unverzichtbar wird: Wer Drupal nutzt, um sein persönliches Herzensprojekt ins Web zu bringen, soll dies – trotz spannender Neuerungen wie Recipes und dem umfangreichen Drupal Canvas – auch 2026 mit der bestmöglichen Benutzererfahrung in seiner Muttersprache tun können.

Tacheles: Wo bleibt mein Drupal-Kurs?

Auf Drupal-TV.de möchte ich diese Entwicklung hautnah begleiten. Ich weiß, viele von euch wünschen sich eine fundierte Einführung in Drupal CMS auf Deutsch. Bisher habe ich damit gewartet – und das aus gutem Grund.

Erstens muss die deutsche Übersetzung als Basis stehen (daran arbeite ich ja, wie ihr seht). Zweitens wird Drupal Canvas die Art und Weise, wie wir Webseiten bauen, grundlegend verändern. Hätte ich jetzt schon einen Kurs veröffentlicht, wäre er Anfang 2026 bereits veraltet und müsste komplett überarbeitet werden.

Ich nehme mir lieber die Zeit, einen Kurs zu entwickeln, der euch wirklich dort abholt, wo ihr steht, und euch hilft, euer Herzensprojekt erfolgreich ins Web zu bringen. Bis es soweit ist, findet ihr hier im Blog weiterhin spannende Artikel rund um Drupal und Linux.

Schön, dass du Teil der Drupal Community bist und bis hierhin gelesen hast!

👇 Was waren deine Highlights in Bezug auf KI oder Drupal 2025? Schreib's mir in die Kommentare!

Geschrieben von

Joachim
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Joachim (Profil auf Drupal.org) ist : Dein Drupal Brückenbauer

Ziel: Die Komplexität von Drupal und der damit in Verbindung stehenden Linux-Infrastruktur für dich abbauen, um Dir den schnellstmöglichen…

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